Twitter und SchwarzGeld.biz – das wird nichts mehr …
Mein zweiter Versuch einer Twitter Mitgliedschaft scheitert nach gerade einmal einer Woche. Das (a)soziale Netzwerk schränkt mein bedeutungsloses Profil ohne erkennbaren Grund bis zur Unbrauchbarkeit ein.
Meine Twitter Vorgeschichte
Ende vergangenen Jahres unternahm ich einen ersten Versuch mit Twitter. Den privat genutzte Account legte ich in erster Linie aus politischem Interesse an. Twitter bietet die Möglichkeit öffentlichen Personen, wie Politikern und Journalisten, direkt und ungefiltert „auf’s Maul“ zu schauen.
Einerseits wird diesen Personen große Reichweite und eine Bühne zur Selbstinszenierung geboten. Andererseits kann man auf diese Weise zu erstaunlichen Erkenntnissen gelangen. Frei von medialer Verzerrung lernt man eine Menge über Menschen und deren Ansichten …
Nach etwa einem Monat musste ich feststellen, dass ich das einseitige Sender-Empfängerverhältnis enttäuschend finde und die Stellvertreterkriege, die im Twittermob ausgetragen werden, nicht ertrage.
Aus diesem Grund löschte ich den Account wieder, um meinen Seelenfrieden nicht zu gefährden.
Mein Twitter Neustart
Eine Motivation für dieses Blog ist unter anderem auch der Austausch mit Gleichgesinnten. Mit einigen wenigen Finanzbloggern kam es der Vergangenheit zu losen Kontakten durch gegenseitige Kommentierungen oder direkt per E-Mail.
Das ist ausbaufähig. Da viele andere Finanzblogger bei Twitter aktiv sind, ist es naheliegend sich dort zu engagieren. Und so kam es dann vor einer Woche zu meinem zweiten Anlauf.
Mit den Erfahrungen des letzten Jahres im Gepäck stand dieser unter dem festen Vorsatz Twitter ausschließlich zur Vernetzung mit der Finanzblogger-Szene zu nutzen: Mitlesen einiger weniger ausgewählter Journalisten, keine Politiker und ansonsten ausschließlich Finanzthemen. Möglichst keine Likes, keine Retweets und nur direkte Kommunikation.
Innerhalb der wenigen Tage „folgte“ ich genau 40 Personen – überwiegend Journalisten (Poschardt, Fleischhauer, Aust, Gujer, Kissler, Tichy, …), Ökonomen (Sinn, Rieck, …) und einigen bekannten Finanzbloggern (Scholtz, Frank, Kissig, …). Niemand, der aus Twitters woker Weltsicht verdächtig wäre. (Es sei denn, dass eine liberale Ausrichtung schon außerhalb des akzeptablen Spektrums steht.) 4 Personen folgten mir zurück.
Einen einzigen unbedeutenden Tweet setzte ich ab, der auf unser Abschneiden unter den „Helden der finanziellen Freiheit“ verweist.
Das Twittergericht schlägt zu
Vorgestern veröffentlichte Microsoft eine Meldung darüber, dass die Gebühren für Businesskunden angehoben werden. Diese wollte ich verlinken und damit kommentieren, dass die bis zu 25%igen Preiserhöhungen mein Investorenherz erfreue. Doch leider ließ Twitter das nicht zu. Mein Tweet scheine automatisiert zu sein.
Ein schneller Check unter Shadowban.eu ergab, dass mein Account offenbar ziemlich lahmgelegt ist.
„Nun gut“ dachte ich mir. „Wird wohl irgendein Bug sein. Warten wir mal einen Tag ab, ob’s dann wieder geht.“
Heute unternahm ich dann den Versuch (testweise) Herrn Kofler zu folgen. Und siehe da: selbst das war nicht mehr möglich.
Unter dem Link „Mehr erfahren„, auf den Twitter verweist, finden sich einige nachvollziehbare Begründungen für eine solche Sperre. Nur trifft leider keine auf meine Situation zu.
Zur Erinnerung: ich folge gerade einmal 40 anderen Profilen innerhalb von einer Woche.
Nun stellt sich die Frage welchen Verbrechens ich wohl angeklagt sein mag? Nur das Twittergericht alleine weiß es.
Welche Möglichkeit der Verteidigung habe ich? Offenbar keine. Es gibt zwar ein Kontaktformular, unter dem man angeblich den Support erreichen kann. Eine Reaktion erfolgte bislang allerdings nicht.
Beim ersten Versuch der Nutzung des Formulars wurde nach Absenden nur eine FAQ-Liste angezeigt. Beim zweiten Versuch erhielt ich wenigstens ein allgemeines Danke für die Nachricht.
Fazit und Konsequenzen?
Erst kürzlich hat der BGH sich in der Frage zur Sperrung von Mitgliederkonten durch Facebook, die keinen Deut besser als Twitter sind, sehr eindeutig positioniert. (Hier auch die Kommentierung von RA Steinhöfel, der das Urteil erstritten hat.)
Die Praxis Nutzerkonten unsichtbar zu machen (Shadowbanning) ohne deren Eigentümer über diesen nur nach außen sichtbaren Umstand zu informieren, geht aus meiner Sicht noch über die verhandelte Unsitte Konten ohne Möglichkeit der Stellungnahme zu sperren hinaus. Schließlich merkt der Betroffene unter Umständen nicht einmal etwas von der über ihn verhängten Strafe und hat somit erst recht keine Möglichkeit sich angemessen zu verteidigen.
Diese Art und Weise des Umgangs mit den eigenen Mitgliedern bestätigt mich daher in meiner Einschätzung, dass Twitter alles andere als ein „soziales“ Medium ist. Meine Verachtung für diesen Service nimmt täglich zu, und ich sehe in ihm eine wesentliche Ursache für den momentanen, zerissenen Zustand unserer Gesellschaft.
Aus diesem Grund lehne ich es ab (direkt) in eines dieser asozialen Unternehmen zu investieren – egal wie lukrativ ein solches Investment erscheinen mag.
Am meisten ärgere ich mich aber über mich selber. Was hat mich nur geritten mir zum zweiten Mal einen Account bei diesem Dienst anzulegen? Und warum kann ich mich nicht dazu durchringen ihn sofort wieder zu schließen?